WeinviertelDie besten LagenEchte Lagendifferenzierungen scheinen im Weinviertel nur an bestimmten geeigneten Standorten sinnvoll, zumal sich die Lagen innerhalb vieler Regionen oft nur geringfügig unterscheiden. Das ist wohl auch der Grund, warum die meisten Winzer auf die Verwendung einer Lagenbezeichnung verzichten. Außerdem werden oft Trauben verschiedener Lagen und Parzellen zu einem Wein verarbeitet, wodurch das Erkennen eines bestimmten Lagen-Charakters von vornherein ausgeschlossen ist. Bei der Beschreibung der folgenden Lagen wurde auch das Urteil renommierter Winzer der jeweiligen Regionen einbezogen.
Die Lage
Laa ist laut Hans Setzer die beste in Hohenwarth. Es handelt sich um einen langen Südhang, auf dem nur das „Herzstück“, also jener Bereich mit der optimalen Hangneigung, mit Reben bestockt ist. Auf sehr kalkreichen Böden, die ab zwei Metern Tiefe in reinen Donauschotter übergehen, gedeihen vor allem Weißweinreben vom Grünen Veltliner bis zum Weißburgunder. Die Lage ist sehr luftig und Hohenwarth eine der trockensten Regionen des Weinviertels; deshalb gibt es hier kaum Botrytis und die Trauben können problemlos bis in den November hinein ausreifen. In den Weingärten rund um Röschitz findet man sowohl Löss als auch Urgesteinsböden, was den besonderen Reiz dieser Region ausmacht. Als beste Lösslage gilt der
Galgenberg, gute Urgesteinslagen sind
Repersberg und
Steinleiten. Die Lagen Innere und Äußere Bergen in Schrattenthal wurden durch die Weine von Werner Zull bekannt, der hier sowohl Rieslinge als auch Rotweine kultiviert. Die Äußere Bergen ist ein Hochplateau, die Innere Bergen eine leichte Südlage, in der das Granitgestein stellenweise bis zur Oberfläche durchdringt; teilweise findet man hier aber auch Lössböden.
In der Gegend rund
Retz findet man Böden aus verwitterten Graniten und Gneisen, die teilweise von Löss bedeckt sind. Als beste Lage von Retz gilt der
Altenberg, wo auch Rotweinreben beachtliche Qualitäten erreichen.
In
Pulkautal wird kaum zwischen den einzelnen Lagen unterschieden. Die begünstigtsten Weinbauflächen sind die sanften Südhänge im Norden der Pulkau; auf der anderen Talseite findet man eher kühlere Lagen. Für Josef Zens, den langjährigen Obmann des Vereins „Mailberg Valley“, gibt es unter den Rieden im
Mailberger Kessel einen klaren Favoriten: Die Lage
Hundschupfen mit ihrer optimalen Ausrichtung nach Süden, auf der sowohl vollreife Grüne Veltliner und Rieslinge als auch gute Rotweine wachsen. In den bis zu zehn Metern mächtigen Sandböden findet man zahlreiche Muscheln und Seesterne, die das Urmeer abgelagert hat. Die Lössauflage ist hier sehr gering, die Böden erwärmen sich leicht und haben eine gute Wasserspeicherfähigkeit. In den Böden findet man auch immer wieder Quarzeinschlüsse, die den Weinen, speziell den Rieslingen, neben einer gewissen Feinheit und Fruchtigkeit auch eine leichte Mineralik verleihen. Am Höhenrücken oberhalb der Hundschupfen liegt der
Antlasberg. Auf Schwarzerdeböden aus verwitterten Sanden mit geringer Lössauflage gedeihen hier gute Grüne Veltliner, Weine der weißen Burgundersorten, aber auch fruchtbetonte Rotweine wie der Pinot Noir; die Reife ist aufgrund der Hangausrichtung geringer als am Hundschupfen. Ebenfalls interessante Veltliner-Lagen sind
Blickberg,
Rosenpoint und
Altenpoint auf der anderen Talseite. Der traditionsreiche Weinbauort
Falkenstein liegt geschützt in einem Kessel, und die ihn umgebenden Lagen profitieren vom dadurch entstehenden Kleinklima. Wie in Wellen folgen die vier Südhänge
Eckartsberg,
Rosenberg,
Ebersleiten und
Sonnleiten aufeinander. Ebenfalls erwähnenswert sind die Lagen
Kreuzberg und
Rabenstein, in denen eine Eigenart der Falkensteiner Böden besonders stark zu Tage tritt: der extrem hohe Kalkanteil.
Die große Riede
Johannesbergen, die für Harald Frank zu den besten um Herrenbaumgarten zählt, weist unterschiedliche Bodenstrukturen auf. Auf den Schotterböden der Ur-Donau findet man teilweise Mergel, aber auch Lössauflagen mit einer Mächtigkeit von bis zu zehn Metern. Grüner Veltliner ist die Leitrebsorte, aber auch Rotweinreben fühlen sich wohl. Die Rieden
Baumgartleitn und
Altenbergen bilden den Kessel im Norden und Westen des Ortes, durch den man herunterfährt, wenn man von der Brünnerstraße nach Herrenbaumgarten kommt. Die Lagen sind für Grünen Veltliner zu kalkhaltig, eignen sich jedoch mit ihren schweren Böden sehr gut für Rotweinreben wie den Zweigelt.
In
Poysdorf gilt die bereits im Jahr 1338 urkundlich erwähnte Riede
Hermannschachern al eine der besten der Region. Der hohe Kalkgehalt kann dem Veltliner hier zwar Probleme bereiten, dafür gedeihen die Burgundersorten besonders gut. Als sehr gute Veltliner-Lagen sieht Rainer Schuckert die im Osten des Ortes gelegenen Rieden
Saurüssel,
Tenn,
Freibergen und
Nestelbäcker. Auch die östlich der Brünnerstraße gelegene Ried
Weißen Bergen gilt mit ihrer südlichen Ausrichtung und ihren reinen Lössböden als erstklassige Veltliner Lage. Die Lage
Steinbergen westlich der Brünnerstraße weist steinige Böden mit hohem Muschelkalk Anteil auf; Grüner Veltliner ist hier fehl am Platz, der Riesling fühlt sich dagegen sehr wohl und bringt mineralische Weine mit feiner Steinobst-Note. Die Lagen im Bereich
Korneuburg-Bisamberg wurden vor allem durch Roman Pfaffl bekannt, der hier schon sehr früh Weine mit Lagenbezeichnungen abgefüllt hat. Die
Hundsleiten bei Stetten mit ihren schweren Tonböden und leichter Lössauflage ist, wie der Name schon sagt, eine schwer zu bearbeitende Lage, die dafür einen Grünen Veltliner bringt, der zu den besten des Landes zählt. Eine besondere Lage ist die
Sonnleiten bei Münichstal, ein nach Süden ausgerichteter Weinberg, der in drei Terrassen angelegt ist und an der Nordseite durch eine Mauer vor kühlen Winden geschützt wird. Auf sandigen und steinigen Böden im oberen Bereich sowie Lehm im unteren Teil wachsen unter anderem Rieslinge und Rotweine. Ebenfalls als hervorragende Lage gilt die
Zeiseneck, ein leichter Südhang mit lehmigen Böden, in denen sich zahlreiche Meeres-Fossilien verbergen. Hier wachsen unter anderen Grünen Veltliner, Sauvignon blanc und Zweigelt.